John Smith war mit 36 Jahren bereits eine Legende, als er 1869 an den Ort am
River Spey kam, an dem er die Cragganmore Distillery gründetet.
Einige Jahre zuvor war er Manager bei Macallan. Danach wurde er 1858
Commissioning Manager bei Glenlivet, um dann, nach einem Abstecher weg von
der Speyside zur Clydesdale Destillerie in Wishaw, 1865 als Pächter von
Glenfarclas zurückzukehren.
Dieser Hüne von Mann (unterschiedlichen Schätzungen zu Folge wog er bis zu 165
Kilo) hatte die ganze Zeit vor seine eigene Destillerie in der Speyside zu errichten.
Er mietete von Sir George Macpherson-Grant ein Grundstück bei Ayeon Farm, das
zuvor von illegalen Brennern genutzt worden war. Es war Teil des Ballindoch
Castle Besitzes. Zeit und Ort waren sehr klug gewählt! Seit zwanzig Jahren war in
der Gegend keine neue Destillerie gebaut worden, obgleich es einen Boom im
Whiskykonsum gab.
John Smith baute die Destillerie mit eigenem Gleisanschluss im Vertrauen darauf,
dass der Frachtverkehr zunehmen würde. Nur eine halbe Meile entfernt von der
Ballindalloch Station der Strathspey Railway war sie die erste Speyside Destillerie,
die den Eisenbahntransport zu ihrem Vorteil nutzte.
Die neuen Brennereigebäude, geplant vom erfahrenen Elgin Architekten Charles
Doig, wurden aus hartem, granitartigem „Greenstone“ erbaut. Dieser wurde aus
dem fast 500 Meter hohen Craggan More Hill gebrochen, daher der Name der
Destillerie. Der größte Teil der jährlichen Produktion von ungefähr 454 000 Litern
Whisky wurde direkt an James Watson in Dundee zum Blending verkauft.
Bei John Smiths Tod im Jahre 1886 war sein 14 jähriger Sohn Gordon zu
jung zur Übernahme der Brennerei. Johns Bruder George überwachte
die Geschäfte bis Gordon herangewachsen war. Während dieser Zeit
wurde Cragganmore die erste Speyside Destillerie, die vom
Eisenbahntransport profitierte. 1887 – ein Jahr nach John Smiths Tod - verließ
der allererste „Whisky Special“- Zug Ballindalloch mit 72.640 Litern Whisky als
Fracht.
Ungewöhnlicherweise wurde der junge Gordon Smith in Südafrika
The Cragganmore Story
ausgebildet, bevor er 1893 die Geschäfte übernahm.
Zunächst setzte er die Arbeit seines Vaters fort. Aber die Gebäude veralteten
und waren infiziert mit Ungeziefer – eine Tatsache, die „The Northern
Scot and Moray & Nairn Express“ mit der unsterblichen Schlagzeile „Rats
galore at Cragganmore“ vermeldete. Dem engagierten Kammerjäger, einem
gewissen Charles Souter aus Aberdeen, wird nachgesagt, dass er in
Cragganmore drei- bis viertausend Ratten „abrechnete“…
1901 baute Gordon Smith die ganze Destillerie zur heutigen Form um. Dabei
wahrte er aber Traditionen, so z.B. die beiden Paare der „flat top“ -
Brennblasen“ (von John Smith selbst entworfen).
1912 starb - noch in jungen Jahren - Gordon Smith und seine Witwe Mary Jane
übernahm die Geschäfte der Brennerei.
Während des 1. Weltkriegs ruht die Produktion und wurde 1919 wieder
aufgenommen. Gleichzeitig wurde Cragganmore elektrifiziert. Den Strom lieferte
ein „Kohler-Diesel-Generator“ aus Deutschland.
1923 erwarben White Horse Distiller Ltd. die Brennerei und Cragganmore Single
Malt wurde unter Blendern als der führende Malt für Blend im gesamten Gebiet
der Speyside ausgezeichnet. 1925 eröffnete das neue Lagerhaus mit einer
Kapazität von 360.000 Gallonen.
Während des Zweiten Weltkriegs ruhte die Produktion ab 1941erneut. Nach
Wiederaufnahme wurde die Kapazität in 1964 von zwei auf vier Brennblasen
verdoppelt.
1972 werden alle 4 Brennblasen von der direkten Kohlebefeuerung auf indirekte
Dampfbeheizung umgestellt, die von einem ölbetriebenen Boiler erzeugt wird.
Die Umstellung würdigt Cragganmore oder wenn man will Diageo, mit der
Abfüllung des letzten auf der alten Direktbefeuerung hergestellten Fasses. Am
10.12.2019 wird Cask #2301 - ein first fill Sherry Butt - abgefüllt. 352 Flaschen in
der Prima & Ultima Collection zu einem ebenso „prima“ Preis von 8.700 $ US (bei
Ausgabe).
Euer Kollo
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